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Felix Zimmermann setzt sich der Aufführungspraxis von klassischen Konzerten auseinander. Die Ächtung jeglicher Regung betrachtet er dabei kritisch.
Es sitzen dort Menschen, es lauschen dort Menschen, es geht dort aber zu wie im Schweigekreis. Musik rührt an, Musik bewegt, Musik macht glücklich, Musik bedrückt, man will sich bewegen, man will schreien, man will weinen, aber im Konzertsaal sitzen alle da, als säßen sie Modell für ein Porträt in Öl. (…) Käme man ein wenig davon weg, machten sich alle etwas lockerer in klassischen Konzerten, würde man ihnen diese Überhöhung nehmen, dann würde eine entspanntere Atmosphäre herrschen, die Musik würde nichts verlieren, sondern, im Gegenteil, würde noch intensiver wahrgenommen werden.
Die meisten [Kinder] lauschen aber andächtig der Musik. Konzentrationsschwächen offenbaren eher die Erziehungsberechtigten.
Martin Radermacher (Ruhr-Universität Bochum) denkt in seinem Beitrag „Die protestantische ‚Still-Legung‘ der Musik: Ein (längst überfälliger) Beitrag zum Luther-Jahr“ über Zusammenhänge zwischen Protestantismus und Musik-Rezeption nach.
Musik ist einerseits auf Bewegung angewiesen (ohne Schwingung kein Schall) und besitzt andererseits fast unwiderstehliche Bewegungssuggestionen – die in unserem gutbürgerlichen Konzertsaal mit fast gleicher Macht eingepfercht wird. (…) Die protestantische Disziplinierung von Körper, Geist und Gefühl könnte zu einer Engführung auch der musikalischen Wahrnehmung geführt und einzig die akustische und damit kognitiv verarbeitbare Dimension der Musik für gut befunden haben. Das Hören als Sinn steht dem Denken nahe – näher zumindest als das Tanzen oder Singen.